Der Jüdische Friedhof in Bad Soden, am Ortsausgang in der Niederhofheimer Straße gelegen, ist ein Kulturdenkmal, ein Kleinod, ein Beth-Hachajim, was aus dem Hebräischen übersetzt „Haus des (ewigen) Lebens“ bedeutet. Er wurde 1873 für die jüdischen Gemeinden von Soden, Höchst mit Unterliederbach, Okriftel, Hattersheim und Hofheim angelegt. Da die jüdische Glaubensvorschrift gebietet, eine Grabstätte bis zur Ankunft des Messias ruhen zu lassen, ist uns in Bad Soden ein wunderschöner und kostbarer Schatz erhalten geblieben. 143 Jahre ist dieses „Archiv im Freien“ alt, Grabsteine aus Sandstein und Granit, die vom jüdischen Leben in fünf Gemeinden erzählen, von einem Metzger, von Gelehrten, Müttern, die viel zu früh verstarben, von Menschen, die sich selbst das Leben nahmen, von Gemeindevorstehern, Kaufleuten, Nachfahren aus dem Priestergeschlecht und von Kurgästen aus aller Welt.
Dieser Friedhof ist eine Bibliothek mit vielen Geschichten, die auf die Grabsteine gemeißelt sind. Manche kann man noch lesen, manche sind in hebräischer Sprache, manche wurden zerstört, andere sind verwittert. Der Arbeitskreis für Bad Sodener Geschichte hat 1987 das Heft 3: „Der Jüdische Friedhof in Bad Soden“ von Edith Vetter und Kurt Wagner herausgegeben. Er enthält Fotografien und Übersetzungen von einigen hebräischen Inschriften. Das ist eine wertvolle Arbeit, die manches bereits dokumentiert. Aber die Jahre haben vieles auf dem Friedhof unleserlich werden lassen. Der Frost hat sein Zerstörungswerk betrieben und man kann jetzt schon an manchen Grabsteinen erkennen, dass in nicht allzu langer Zeit niemand mehr die deutschen oder hebräischen Wörter wird entziffern können.
Deshalb hatte auch der Fotograf Herbert Fischer viele Grabsteine auf dem Friedhof fotografiert, und versuchte mit seinem Profi-Bildbearbeitungsprogramm, verschwindende Texte wieder lesbar zu machen. Leider vergeblich.
Mit den Aufnahmen von Sven Hammerbeck und Fotos anderer Hobbyfotografen konnten wir aber zunächst die Grabsteine digital „sichern“.
Allerdings: Wollen wir die Erinnerung an die bestatteten Menschen aus Höchst, Hattersheim, Okriftel, Soden und Hofheim bewahren, bedürfen die Steine der Übersetzung aus dem Hebräischen. Das scheint nicht so einfach zu sein, denn es gab bereits mehrere Versuche. Schließlich wurde es durch das Engagement von Dr. Lothar Tetzner wahr: Er konnte in mühevoller Kleinarbeit und mit fundiertem Sach- und historischem Wissen alle Grabsteine übersetzen und dabei Irrtümer der christlichen Steinmetze und spezielle hebräische Abkürzungen verständlich machen und korrigieren.
Leider gelang dieses Projekt nicht ausschließlich ehrenamtlich. Wir brauchten für das parallele, gemeinsame Layout von hebräischen und deutschen Inschriften spezielle Hilfe, die nicht billig war. Durch nachhaltiges Werben von Sven Hammerbeck um Spenden und Sponsoren kam tatsächlich die benötigte Summe zusammen.
Ganz herzlichen Dank für Ihr Interesse. Vielleicht sehen wir uns ja bei der nächsten Führung auf dem Jüdischen Friedhof !
Lissy Hammerbeck
- Bericht in der Sonntags-Zeitung, 26.2.2017
- Bericht in der Frankfurter Neuen Presse 6.1.2017
- Bericht in der Frankfurter Rundschau 16.1.2017
und endlich die Buchvorstellung